Die Weideflächen sind vor allem im Sommer Nahrungsgrundlage für Nutztiere, wie Schafe, Ziegen oder Rinder. Die “wilden” Mitbewohner auf der Weide sind zahlreich und teils hoch spezialisiert.
Natur, Kultur, Vielfalt das zeichnet den Naturpark Haßberge aus. Ohne die Nutztierhaltung gäbe es diesen vielfältigen Naturraum heute gar nicht.
Kultur der Weiden
Natürlicherweise würden Wälder Deutschland dominieren. Das Vieh benötigt Platz und Futter. Schafe, Pferde und Rinder sind Graslandbewohner und brauchen im Sommer Weiden und im Winter Heu im Stall. Der Mensch trieb das Vieh über viele Jahre in den Wald. Vom Laub der Bäume und spärlichen Unterwuchs wurden nur wenige Tiere satt und der Wald wurde immer Lichter. Die Wald-Weide eignet sich daher vor allem für Schweine, die die Früchte des Waldes fressen oder Großvieh das auch an die Blätter der Bäume herankommt. Um immer mehr Tiere satt zu bekommen und da das Holz zum Bauen und heizen benötigt wurde, wurde der Wald stellenweise verdrängt. Kräuter und Gräser breiteten sich aus und dienten den Nutztieren als hochwertiges Futter. Die Standorte entwickelten sich durch langjährige Beweidung zu wahren Artenhotspots. Vom Wachholder bis zum Mistkäfer entwickelte jede Art ihre ganz eigene Strategie mit den Weidetieren zu leben. Daneben ist Weidefleisch auch ein wahrer Genuss. Die Industrielle Landwirtschaft verdrängte leider großflächig die kulturell so prägende traditionell kleinbäuerliche Nutzung und mit ihr auch immer mehr Weiden. Die Tiere stehen ganzjährig im Stall, Düngung und Mahd machen schnell aus den struckturreichen Weiden artenarme Fettwiesen.
Natur
Wo sich die Weiden bis heute halten konnten findet man einen unbeschreibbaren Artenreichtum. Durch das Zusammenspiel aus Verbiss, Trittschäden, Kot und den Wanderungen der Tiere konnte sich eine wahrlich besondere Lebensgemeinschaft bilden. Unzählige Blumen mit den verschiedensten Blütenfarben und -formen können sich gegen die Gräser durchsetzen. Bitterstoffe, Dornen oder Stacheln helfen dabei zusätzlich. Wer unter dem Huf der Kuh nicht standhaft bleibt, hat keine Chance auf der Kuhweide, schwachwüchsige Gräser haben so beispielsweise die Möglichkeit sich hier zu etablieren. Und wer seine Samen wie die Klette mit den Tieren auf die Reise schickt, kann sich schnell und einfach verbreiten. So entsteht ein Ökosystem das auf jeder Weide unterschiedlich sein kann.
Viele Insekten finden auf der Weid ideale Lebensräume. Ob Schmetterlinge, Käfer oder Fliege der Kot der Nutztier bietet ihnen wiederum Nahrung der etwas anderen Art. Aber auch Ameisen, Schwebfliegen, Bienen, Heuschrecken und Grillen sind alle auf der Weide zu finden. Wo es so viel Beute gibt sind Jäger nicht weit. Spinnen, Fledermäuse oder Vögel profitieren vom Festmahl.
Besondere Juwelen der extensiven Weiden sind die Orchideen. Herbst-Drehwurz, Knabenkraut oder Bocksriemenzungen präsentieren ihre einzigartigen Blüten zwischen den Gräsern.
Einsatz in der Landschaftspflege - Haltungsformen, Weideführung, Eignung
Viele Biotoptypen (z.B. Magerrasen und Feuchtwiesen) sind durch jahrhundertelange Schafbeweidung - vor allem durch Wanderschäferei - entstanden; entsprechend eignet sich die Schafbeweidung insbesondere, um diese Biotoptypen zu erhalten. Schafe eignen sich - je nach Rasse - zur Pflege fast aller Flächen, von ebenem bis zu steilem Gelände, von trockenen bis zu nassen Standorten und selbst für Flächen mit geringstem Futterertrag. Aufgrund der geringen Trittbelastung durch die Schafbeweidung besteht kaum Erosionsgefahr. Spezielle Naturschutzziele können durch die Möglichkeit des flexiblen und unterschiedlich intensiven Abhütens erreicht werden. Durch den Einsatz der Schippe kann der Schäfer bei der Dauerpflege mitwirken, indem er für ihn unerwünschte Arten wie Distel oder Gehölzjungwuchs aussticht bzw. abhackt (LOHRMANN 1956 in SCHUMACHER, MÜNZEL UND RIEMER 1995).
Haltungsformen
Besonders zur Landschaftspflege geeignet ist die Wanderschäferei, da die Schafe in Fell, Hufen und Kot Pflanzen(-Samen) und kleine Tiere (Schnecken, Heuschrecken, Eidechsen etc.) transportieren, so dass sich diese Arten durch die Schafe ausbreiten und Isolationseffekte, die in unserer stark fragmentierten Landschaft zunehmend das Überleben von Arten gefährden, vermindern (FISCHER, POSCHLOD UND BEINLICH 1995: 229ff). Außerdem kommt es durch den Nährstofftransfer von den Weideflächen auf die Pferchflächen zur gewünschten Aushagerung. Aber auch die Hüteschafhaltung wirkt sich sehr positiv in der Landschaftspflege aus, da für die Winterstallhaltung Heu benötigt wird, das unter Umständen von vielerorts aus der Nutzung fallenden mageren Salbei-Glatthaferwiesen gewonnen werden kann - so werden praktisch „zwei Fliegen mit einer Klappe" geschlagen. Koppelhaltung wird für landschaftspflegerische Zwecke im allgemeinen kritisch gesehen, da hier die Gefahr der Überdüngung und zu starken Beweidung gesehen wird. Bei gutem Weidemanagement (extensive Beweidung) ist die Koppelschafhaltung durchaus auch für die Landschaftspflege in Erwägung zu ziehen.
Eignung zur Landschaftspflege
Ziegen im allgemeinen sind geländegängig, kletter-, marsch- und bewegungsfreudig, können auch steile und felsige Hanglagen beweiden und erreichen Blätter und Zweige von Büschen und Bäumen bis in 2 m Höhe, die bis zu 40% ihrer Futterration ausmachen können. Entsprechend eignen sich Ziegen vor allem zur Erstpflege, zum Eindämmen und Beseitigen von Verbuschung und zur Schaffung einer größeren Heterogenität auf der Fläche (Tritt, Ausbildung von Totholz, Verschiebung des Blühzeitpunktes der beweideten Pflanzen).
Die besten Effekte werden mit einer kurzen aber intensiven Beweidung erzielt. Bäume bzw. Sträucher, die erhalten werden sollen, müssen ausgezäunt werden. Untersuchungen zur Ziegenbeweidung auf der Wart bei Königsberg ergaben ausschließlich positive Ergebnisse.
Eignung zur Landschaftspflege
Die Auswirkungen der Beweidung durch Rinder sind prinzipiell unterschiedlich zu denen anderer Weidetiere. So ist die Trittbelastung aufgrund des Körpergewichts i.d.R. eher hoch, wogegen das Fressverhalten weniger selektiv als z.B. bei Schafen ist, das Futteraufnahmespektrum allerdings im Wesentlichen auf krautige Pflanzen und Gräser beschränkt ist. Für die Beweidung mit Rindern prädestiniert sind natürlich vor allem solche Standorte, die durch Rinderbeweidung entstanden sind. Grundsätzlich und sofern ein geeignetes Weidemanagement vorausgesetzt wird, sind jedoch alle Rinderrassen zur Landschaftspflege geeignet. Nichtsdestotrotz gibt es Rinderrassen und Haltungsformen, die besser geeignet sind als andere. Eine Hochleistungsmilchkuh wird mit dem Aufwuchs einer Landschaftspflegefläche kaum die erwünschte Leistung erbringen. So eignen sich zur Landschaftspflege vor allem die extensive - d.h. wenig arbeitsaufwändige - Mutterkuh- und Weideochsenhaltung, Jungtieraufzucht und Pensionsviehhaltung. Hierfür eignen sich wiederum v.a. Zweinutzungs- und Fleischrassen, die sich durch folgende Eigenschaften auszeichnen:
- Wetterhärte (daher ganzjährige Freilandhaltung möglich);
- Anpassungsfähigkeit an den jeweiligen Standort bzw. wechselndes Futterangebot;
- Gutes Trittverhalten (z.B. durch geringes Körpergewicht und/ oder breite Klauen);
- Geringer Betreuungsaufwand;
- Gutmütigkeit
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Tel. 09532/9222 0
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Die mageren Wiesen waren einst wichtige Heu-Lieferanten, die extensive Bewirtschaftung machte sie zu einem der artenreichsten Lebensräume in den Haßbergen.
Die Weinberge in den Haßbergen sind wertvolle Lebensräume und Lieferanten exklusiver Weine.
Lieferanten für Baumaterial und ganz besondere Lebensräume, so zeichnen sich die vielen Steinbrüche im Naturpark aus.
Streuobstwiesen sind im Naturpark ein weit verbreitetes Kulturgut und Lieferanten für nachhaltiges, frisches Obst.
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Das Holz der Douglasie ist als Bauholz für den Außenbereich beliebt. Durch sein Harz hält das Holz der Witterung lange stand.
Der Wiesen-Salbei ist vor allem bei Tagfaltern sehr beliebt, da diese mit ihren langen Rüsseln an den Nektar in der Blüte gelangen können. Auch wir Menschen können ihn nutzen, bereits beim Zerreiben der Blätter fällt der aromatische Geruch auf. Der Wiesen-Salbei lässt sich perfekt zum würzen von Gerichten verwenden, dabei schmeckt er etwas weniger intensiv als sein Verwandter, der Garten-Salbei.
Die Schlüsselblumen erhielten ihren deutschen Namen durch die Anordnung ihrer Blüten, diese stehen nämlich zusammen wie Schlüssel an einem Schlüsselbund. Der lateinische Name Primula veris der Wiesenschlüsselblume bedeutet “die Erste im Frühling” und ist auf die frühe Blütezeit der Namensträgerin zurückzuführen.
Zierlich aber eindrucksvoll gemustert, lädt die Bienenragwurz zum genauen Hinsehen ein.
Die weißen Blüten riechen wie ein Ziegenbock. Die Pflanze kann aber auch - mit etwas Abstand - bezaubern.
Knospig wirkt das wunderschöne, kleine Knabenkraut wegen seiner dunklen Knospen mit viel Fantasie „wie angebrannt“ – daher sein Name.
Auf feuchten Wiesen leuchtet das Breitblättrige Knabenkraut knallig rosa-rot und ist einfach schön an zu sehen.
Die Gemeine Fichte ist der "Wirtschaftsbaum" schechthin und bedeutender Holzlieferant. Sie wurde daher lange zeit in Monokultur angebaut. Reinkulturen werden heute nur noch selten gepflanzt, da sie gegenüber Borkenkäfer und Sturm sowie gegenüber Trockenheit sehr anfällig sind.
Die violetten Blüten wackeln im Wind wie kleine Glocken (Schellen) und sind somit einfach schön an zu sehen. In der Küche haben sie jedoch nichts verloren, die Pflanze ist giftig.
Diese grazile Pflanze wird von verschiedenen Tag- und Nachtfalter-Arten besucht, die mit ihrem langen Saugrüssel an den Nektar kommen und die Orchideen bestäuben.
Die rosa blühende Pflanze ist vor allem an den Stängeln mit klebrigem Saft benetzt um Fressfeinde ab zu halten.
Die Größe sowie die kräftig gefärbten Blüten machen das Purpur-Knabenkraut zu einem echten Schmuckstück im Vergleich zu manch anderer in Deutschland heimischen Orchidee.
Kiefernholz ist ähnlich gut zu verarbeiten wie Fichtenholz und anspruchslos, was die Bodengegebenheiten anbelangt. Es nimmt daher in Deutschlands Wirtschaftswäldern, nach der Fichte, Platz zwei der meist angebauten Hölzer ein.
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Die außergewöhnliche Blütenform der Iris, wie man die Schwertlilien auch nennt, macht sie zu einem echten Hingucker.
Der größte Nager Deutschlands war über Jahre aus unserer Landschaft verschwunden. Die konsequente Unterschutzstellung machte es ihm möglich zurück zu kehren. Mittlerweile sind Biber und vor allem seine Spuren wieder nahezu flächendeckend in und an den Gewässern des Naturparks Haßberge anzutreffen. Das führt leider auch immer häufiger zu Problemen.
96176 Pfarrweisach
Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist auf ganzer Linie ein Spezialist. Nicht nur benötigt er den Großen Wiesenknopf als Futterpflanze, Balz- und Eiablageplatz, er ist auch auf die Rotgelben Knotenameise (Myrmica rubra) angewiesen. Diese sammeln die Raupen des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings auf und trägt sie in ihr Nest, wo die Raupe aufgezogen wird. Grund hierfür sind die Honigdrüsen, Honigduftdrüsen und Düfte, die die Ameisenbrut immitieren. Leider bringen genau diese speziellen Anforderungen den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling bei Veränderungen in Gefahr.
Standorttruppenübungsplatz, 96106 Ebern
"Rosi" wird sie in den Haßbergen genannt, die extrem seltene Essigrosen-Dickfühlerweichwanze. Sie kommt im Naturpark wahrscheinlich nur im ehemaligen Standortübungsplatz in Ebern vor und galt deutschlandweit bereits 75 Jahre lang als ausgestorben.